Wie Sie das Home Office für Ihren Betrieb nutzen

Mehr Leistung, geringere Kosten, zufriedene Mitarbeiter: Das Arbeiten in den eigenen vier Wänden lockt auch immer mehr Arbeitgeber mit vielen Vorteilen. Worauf Sie beim Home Office als Unternehmer unbedingt achten sollten und welche Mitarbeiter für Heimarbeit am besten geeignet sind, verraten wir hier!

Wer an Heimarbeit denkt, hat möglicherweise zunächst einen auf der Couch faulenzenden Mitarbeiter im Kopf. Von gesteigerter Produktivität und erfolgreicher Aufgabenbewältigung keine Spur – möchte man glauben.

Dabei lässt sich inzwischen belegen, dass auch Arbeitgeber vom Home Office-Modell profitieren: Eine groß angelegte Studie hat gezeigt, dass das Arbeiten im Eigenheim Mitarbeiter eher beflügelt als einbremst: Ein Forscherteam rund um Stanford-Professor Nicholas Bloom hat dazu das Arbeitsverhalten von 500 Angestellten einer Reiseagentur untersucht.

Das Ergebnis: Im Home Office stieg die Leistung um ganze +13%!

Denn: Die Heimarbeiter machten weniger Pausen, fühlten sich in ihrer Umgebung weniger oft gestört und arbeiteten im Schnitt länger pro Tag.

Wie zu erwarten, fehlte vielen Home Office-Mitarbeitern jedoch mit der Zeit der Kontakt zu Kollegen. Und obwohl die Heimarbeiter produktiver als ihre Bürokollegen waren, erhielten sie weniger Anerkennung von ihren Vorgesetzten, wurden weniger oft befördert oder mit Gehaltserhöhungen belohnt.

Sie möchten Home Office in Ihrem Betrieb einführen? Dann achten Sie besonders darauf,  die Leistungen Ihrer „Heimarbeiter“ im selben Maße anzuerkennen wie jene der anderen Mitarbeiter.

Professor Nicholas Bloom erklärt sein Home Office-Experiment im TED-Talk:

Vorteile

für den Mitarbeiter:
 kein Pendeln notwendig
 bessere Vereinbarkeit von Familie & Beruf, z.B. Kinderbetreuung
 kein Dresscode, entspannteres Arbeitsumfeld
 Kostenminimierung, z.B. Mittagessen oder Pendeln

für Ihr Unternehmen:
 Kostenminimierung: Bürokosten, etwa Räumlichkeiten, Material und Strom, aber auch Kaffee, Wasser oder Snacks
 Loyalität des Mitarbeiters, der Ihr Vertrauen genießt
 Mitarbeiter arbeiten effizienter und sind produktiver

Nachteile

für den Mitarbeiter:
wenig Kontakt zu Kollegen
 Work-Life-Blending: Trennung von Beruf und Privat ist nicht gegeben
 oft unbezahlte Überstunden
 die Anerkennung für gute Arbeit bleibt häufig aus
 manche Versicherungen springen bei Arbeitsunfällen im Home Office nicht ein

für Ihr Unternehmen
 Mitarbeiter fühlen sich oft weniger wertgeschätzt
 Sie haben keinen direkten Einblick in die Arbeitsweise Ihres Mitarbeiters.  Hier braucht es einerseits Vertrauen – andererseits Kontrolle, etwa durch regelmäßige (Telefon-)Meetings.
 Fehlende Einsicht in die tatsächliche Arbeitszeit; hierfür gibt es einige Zeiterfassungssysteme, etwa über Web-Browser, diverse APPs, wie TimeTac, oder dem Zeitspeicher der AK.

Home Office – wann und für wen?

Home Office eignet sich nicht für jeden Beruf – klarerweise wird ein Kellner niemals von zuhause aus arbeiten, während ein Texter vieles auf dem eigenen Laptop erledigen könnte.  Überdenken Sie deshalb genau, ob ein Teil der Arbeit von zuhause aus erledigt werden kann und das Home Office überhaupt Sinn macht!

Laut einer Studie des Personaldienstleisters Adecco bieten vor allem Jobs im Vertrieb und Verkauf, aber auch im IT-Bereich oder der Kreativbranche Möglichkeiten zur Heimarbeit.

Home Office fällt unter die Überkategorie „Telearbeit“ (auch Remote Working oder Telecommuting genannt). Dabei kann überall gearbeitet werden: im Zug, zu Hause, im Café – sogar in anderen Ländern. Einzige Voraussetzung: Gutes Internet und leistungsstarke Geräte

Wichtig: Nicht jeder Mitarbeiter eignet sich für Heimarbeit. Deshalb sollten Sie den Kandidaten schon etwas besser kennen, um ein ungefähres Bild von dessen Persönlichkeit zu haben. Warum möchte derjenige gerne in den eigenen vier Wänden arbeiten?

Checkliste: Diese vier Eigenschaften brauchen Ihre Heimarbeiter


 
Disziplin: Lässt sich der Mitarbeiter leicht ablenken oder kann er sich gut auf die zu erledigende Aufgabe konzentrieren? Führt er Aufgaben zu Ende, wenn er sie begonnen hat?

 Selbstständigkeit: Kann der Kandidat eigenmächtig und eigenständig agieren? Weiß er bereits, welche Arbeitsschritte wann und wie auszuführen sind?

 Strukturiertes Arbeiten: Trauen Sie ihm zu, Arbeiten sinnvoll zu strukturieren und die Übersicht zu behalten?

 Verantwortungsgefühl: Ist der Mitarbeiter sich seiner Verantwortungen im Betrieb bewusst? Haben Sie das Gefühl, sich auch auf ihn verlassen zu können, wenn er nicht im Büro arbeitet?

Wollen Sie Ihren Mitarbeitern Heimarbeit ermöglichen, so lautet das oberste Gebot: Klare Regeln und Strukturen aufstellen!

Wenn Sie zugunsten des Home Office entschieden haben, sollten diese Dinge unbedingt beachtet werden:

Vertraglich vereinbarte Arbeitszeiten: Wann hat der Mitarbeiter Präsenzzeit im Büro? An welchen Tagen arbeitet er von zuhause aus? Sorgen Sie dafür, dass alle Zeiten und Orte schriftlich im Dienstvertrag festgehalten werden. Auch beim Home Office gilt das österreichische Arbeitszeitgesetz (AZG)! Die Bedingungen und Details für das Home Office müssen vertraglich fixiert werden – so schützen Sie nicht nur Ihr Unternehmen, sondern auch Ihre Mitarbeiter.

Kommunikation & Erreichbarkeit: Halten Sie Ihren Mitarbeiter durch E-Mails und einen online einsehbaren Projektplan auf dem Laufenden, etwa über Trello. Umgekehrt sollte dieser zu bestimmten Zeiten Report erstatten, etwa in regelmäßigen Telefonmeetings. Legen Sie außerdem fest, wann der Mitarbeiter erreichbar sein muss.

Teamgeist und Motivation: Planen Sie regelmäßige Teammeetings ein – das stärkt den Kollegenzusammenhalt und sorgt dafür, dass alle den Überblick behalten und die Leistung der Heimarbeiter Anerkennung erhält. Feiern Sie gelungene Projekte wenn möglich mit allen Mitarbeitern!

Home Office im Arbeitsrecht

Leithammel.net hat sich mit Dr. Anna Mertinz über rechtliche Details zum Home Office unterhalten – das ganze Interview gibt’s hier.