Arbeitsunfälle und mangelnde Motivation: Wenn sich Fehlzeiten der Belegschaft häufen, spielen oft mehrere Gründe zusammen. Viele Fehlzeiten bzw. Krankenstände von Mitarbeitern lassen sich aber durch richtige Präventivmaßnahmen vermeiden.
Ein gesunder Arbeitsplatz, an dem das Personal seltener in Krankenstand geht, ist sowohl für Geschäftsführer als auch für die Belegschaft wichtig. Denn: Wenn ein Mitarbeiter ausfällt, muss (meistens) irgendjemand dessen Aufgaben und Projekte übernehmen. Das bedeutet eine höhere Arbeitsbelastung für die gesunden Kollegen.
Wichtig ist deshalb, dass der Mitarbeiter physisch und psychisch in der Lage bleibt, seine Arbeit zu verrichten!
Wir zeigen Ihnen, wie Sie Fehlzeiten Schritt für Schritt reduzieren!
Schritt 1: Bestimmen Sie die Krankheitsbilder und -muster
Nicht jeder Betrieb hat dieselben Krankheitsbilder! Ein Mitarbeiter in einem Großraumbüro ist anderen Belastungen ausgesetzt als jemand, der in einer Lagerhalle arbeitet.
Eruieren Sie, welche Krankheitsbilder sich in welchen Zeiträumen in Ihrem Betrieb häufen. Sind das psychische Erkrankungen, wie etwa Burnout, oder doch eher körperliche Verletzungen aufgrund von Unfällen?
Versuchen Sie, die Auslöser für die Krankheitsfälle ausfindig zu machen (sofern es sich nicht um unglückliche Alltagsunfälle außerhalb des Betriebes handelt) und Lösungsansätze auszuarbeiten.
Das Alter: Spielt (k)eine Rolle?
Gesundheitliche Probleme steigen mit dem Alter – je nach Erwerbsgruppe mehr oder minder schwer. Jedoch überschneiden sich die Krankheitsbilder jüngerer (unter 49 Jahren) mit jenen älterer Erwerbstätiger (50+ Jahre).
Besonders wichtig ist die persönlich empfundene Zufriedenheit im Beruf: Wer seinen Job als sinnvoll empfindet, hat weniger Fehlzeiten und gesundheitliche Beschwerden.
Umgekehrt zeigt sich die Wichtigkeit eines erfüllten Arbeitsplatzes auch darin, dass Krankheitsfälle bei Arbeitslosigkeit steigen.
Schritt 2: Mit diesen Maßnahmen beugen Sie Krankenständen im Betrieb vor
✓ Vermeiden Sie Gefährdungen am Arbeitsplatz
✓ Halten Sie psychologische und soziale Belastungen gering
✓ Fördern Sie die psychische und physische Gesundheit Ihrer Mitarbeiter
✓ Fördern Sie die persönlichen Bedürfnisse Ihrer Mitarbeiter
Technischer Arbeitsschutz: Unfällen vorbeugen
Häufig sind Unfälle am Arbeitsplatz vermeidbar. Mangelnde Sicherheitsvorkehrungen, Unfallquellen, die ignoriert werden, sowie gesundheitsschädliche Einflüsse im Betrieb sollten eruiert und behoben werden.
Achtung! Wenn konkrete Maßnahmen ergriffen werden, muss laut § 97 Abs. 1 Z 8 ArbVG der Betriebsrat informiert werden.
Ab 11 Mitarbeitern müssen Sie eine sogenannte Sicherheitsvertrauensperson bestellen. Je mehr Mitarbeiter Ihr Betrieb hat, desto mehr Sicherheitsvertrauenspersonen benötigen Sie. Die Aufgabe des Arbeitsmediziners ist die Erhaltung und Förderung der Gesundheit am Arbeitsplatz. Darunter fallen alle arbeitspsychologischen, -physiologischen und -hygienischen Belange sowie die Erste Hilfe. Die Arbeitsinspektion ist, neben den innerbetrieblichen Kontrolleinrichtungen, für die Überwachung der Arbeitnehmer-Schutzbestimmungen und die Beratung hinsichtlich deren Weiterentwicklung verantwortlich.Sicherheitsvertrauensperson
Arbeitsmediziner
Arbeitsinspektion
Unfälle am Arbeitsplatz:
Arbeitsplatzbegehungen: Ob Sie nun einen Beauftragten hierfür haben, oder dies selbst immer wieder erledigen: Überprüfen Sie, ob Ihr Betrieb „sicher“ ist!
Werden alle Geräte ordnungsgemäß gelagert? Finden sich Stolperfallen oder andere Verletzungsquellen, etwa lose herumliegende Kabel und Werkzeuge oder vorstehende Kanten? Auch elektrische Geräte sollten immer wieder überprüft und gewartet werden.
Achtung! Der Betriebsrat ist über jeden Unfall, der sich im Betrieb ereignet, zu informieren! (§ 89 ArbVG)
Gesundheitsschädliche Einflüsse
Wichtig ist die Reinigung von Lüftungen, die gesundheitsschädigend sein können, wenn sie zu lange nicht gewartet werden! Hier ist besonders die ÖNORM H 6021 zu beachten.
Weitere gesundheitsschädliche Einflüsse können etwa eine längerfristige Belastung durch Lärm, der tägliche (ungeschützte) Umgang mit Chemikalien oder ein nicht-ergonomischer Bürosessel, der den Rücken ruiniert, sein.
Tipp: Ermöglichen Sie sportliche & gesundheitsfördernde Aktivitäten – vor allem in Bürobetrieben!
Organisieren Sie beispielsweise sportliche Betriebsausflüge oder nehmen Sie an Sportveranstaltungen, wie dem Vienna Business Run, teil.
Für die tägliche Portion Gesundheit könnten Sie z.B. einmal in der Woche 10 Minuten gemeinsam im Betrieb sporteln (z.B. Yoga, Gymnastik etc.). Warum nicht: Kochen Sie doch gemeinsam ein gesundes Mittagessen in der Betriebsküche!
Gemäß § 1157 ABGB, § 18 AngG hat der Arbeitgeber dafür Sorge zu tragen, dass das Leben und die Gesundheit der Arbeitnehmer geschützt werden (= generelle Fürsorgepflicht).
Schritt 3: Häufige Fehlzeiten der Mitarbeiter reduzieren
Jemand im Personal ist auffällig häufig in Krankenstand? Sprechen Sie die Problematik – taktvoll – an!
Führen Sie ein Mitarbeitergespräch und weisen Sie darauf hin, welche Konsequenzen häufige Fehlzeiten haben. Erwähnen Sie hier aber keinesfalls finanzielle Einbußen für das Unternehmen!
Der Mitarbeiter soll nicht beschuldigt, sondern motiviert werden!
Argumentieren Sie etwa damit, dass Projekte nicht ohne ihn weitergeführt werden können oder, dass seine Arbeit auf die anderen im Team fällt. Wichtig sind zudem Rückkehrgespräche nach langem Krankenstand.
Es gilt:
✓ Bleiben Sie respektvoll!
✓ Keine Anschuldigungen oder Unterstellungen – dies führt nur zu einer Blockadehaltung.
✓ Fragen Sie nach belastenden Situationen bzw. Umständen am Arbeitsplatz (siehe unten), die zum Krankenstand geführt haben.
✓ Besprechen Sie Lösungsansätze!
4 Faktoren, die Mitarbeiter demotivieren und zu Krankenständen führen
#1: Der Arbeitsplatz
Demotivation kann mehrere Gründe haben. Allen voran: ein zu lauter, chaotischer Arbeitsplatz! Lärmende Betriebsgeräte, das Telefonmarketing direkt neben dem eigenen Schreibtisch oder steter Verkehr vor dem Bürofenster sind mit der Zeit zermürbend.
Ein Arbeitsort ohne Rückzugsmöglichkeit für ruhige Arbeiten kann belastend wirken!
Deshalb: Fragen Sie Ihre Mitarbeiter nach Störquellen am Arbeitsplatz. Überlegen Sie gemeinsam, wie man diese reduzieren kann.
Auch Unordnung am Arbeitsplatz frisst nicht nur Zeit sondern auch Nerven der Mitarbeiter.
#2: Die Arbeitszeit
Oft erlaubt eine strenge Arbeitszeit dem Mitarbeiter keine persönlichen Freiheiten, was etwa Elternschaft oder Weiterbildungen abträglich ist.
Überdenken Sie, ob flexible Arbeitszeitmodelle, wie Gleitzeit oder die komprimierte Arbeitszeit, in Ihrem Unternehmen grundsätzlich möglich sind und für wen diese sinnvoll wären.
Auch Home Office stellt häufig eine geeignete Lösung dar – Studien haben gezeigt, dass Mitarbeiter in Telearbeit weniger oft krank werden und produktiver sind.
#3: Falsche Personalauswahl
Auch die falsche Personalauswahl ist ein immer wiederkehrender Grund für Demotivation.
Wer chronisch unter- bzw. überfordert ist oder sich mit den Kollegen nicht versteht, hat irgendwann keine Lust mehr, 100% zu geben: Fehlzeiten häufen sich.
Was Arbeitgeber wissen sollten: Die Kündigung im Krankenstand ist erlaubt!
#4: Fehlende Wertschätzung
Der Mitarbeiter leistet gute Arbeit – aber erhält keine Anerkennung dafür? Was jetzt übertrieben klingen mag, ist für viele äußert demotivierend und führt längerfristig zu vermehrten Fehlzeiten oder Kündigungen. Auch als unqualifiziert empfundene Führungskräfte sind für die Belegschaft ein Grund mehr, mal zuhause zu bleiben.
Beobachten Sie: Hat der Mitarbeiter eventuell das Gefühl, dass er ersetzbar ist und seine Arbeit nicht wertgeschätzt wird?
Häufige Krankenstände und ständige Fehlzeiten verursachen in jedem Unternehmen hohe Kosten und blockieren wichtige Ressourcen. Wie Sie Abwesenheiten von Arbeitnehmern nachhaltig reduzieren und Krankenstandsmissbrauch erkennen können, lernen Sie in unserem Tagesseminar. Wie Sie Krankenstände und Fehlzeiten nachhaltig reduzieren, erfahren Sie außerdem im Seminar Krankenstand und Fehlzeiten – wichtige Rechtsfragen aus Arbeitgeber-Sicht von dieWeiterbilder. Tagesseminar
Krankenstand und FehlzeitenWichtige Rechtsfragen aus Arbeitgeber-Sicht
Die prozentuelle Anzahl der jährlichen Krankenstände ist in den vergangenen Jahren gesunken. Sollte Ihr Betrieb trotzdem vermehrte Fehlzeiten aufweisen, sollten Sie dem Problem mithilfe unserer Checkliste nachgehen.
Aber vergessen Sie nicht: Manchmal geht auch einfach die Grippe um!